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27.07.2011 10:30
Eurokrise: Vorsichtiger Optimismus, wirtschaftliche Architektur der Währungsunion verbessert
Die Beschlüsse vom vergangenen Freitag zur Griechenlandhilfe werden von einigen Ökonomen als Schritt in die richtige Richtung gesehen. Bei den Entscheidungsträgern haben sich offensichtlich längst überfällige Einsichten durchgesetzt. Die Krise wurde endlich nicht mehr als Griechenlandkrise, sondern als Eurokrise erkannt.   JWD

Ökonom Rudolf Hickel über Einwände seines Berufskollegen Prof. Sinn die Installation eines Rettungsmechanismus wäre weiterer Anreiz zum Schuldenmachen:

Ökonomen, wie der konservative Hans Werner Sinn vom Münchener Ifo-Institut beschwören die(se) Gefahr. Der Vorwurf eines „Moral hazard“, also eines Anreizes – sich mit der Gewissheit auf Hilfe einem Schuldenexzess hinzugeben –, ist schlichtweg dumm und schädlich. Damit wird nur der deutsche Stammtisch bedient. Einerseits erbringen die Griechen schwerste Sparopfer, die ihre Gesamtwirtschaft endgültig in die Knie gezwungen haben. Andererseits werden Überweisungen nach Griechenland, um die Gläubiger zu bezahlen, von der Kontrolle weiterer Sparmaßnahmen abhängig gemacht. Kluge Ökonomen fordern statt dieser Schrumpfpolitik eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Schließlich: Wann endlich begreifen die neoklassischen Umerzieher, dass die Krisenländer ein eigenes Interesse an der Sanierung ihres Landes haben?

Zum Interview bei freitag.de ..hier


US-Ökonom Joseph Stiglitz: "
Europa befindet sich seit Freitag auf einem sehr guten Weg, die Krise zu lösen".

ZEIT ONLINE: Wie kann die EU verhindern, dass sich die verschuldeten Länder künftig auf den Hilfskrediten ausruhen, statt weiter zu sparen?

Stiglitz: Das Problem war doch bisher nicht, dass einige Euro-Länder unverantwortlich gehandelt haben. Spanien und Irland hatten vor der Finanzkrise sogar einen Haushaltsüberschuss. Legt man die EU-Verträge zugrunde, haben diese Länder alles richtig gemacht. Das Problem waren die Verträge selbst. Sie haben unterstellt, dass die Märkte sich selbst regulieren. In Wahrheit aber war das Bankensystem unterreguliert. Die Institute haben verantwortungslos Geld verliehen und auf diese Weise die amerikanische und die globale Wirtschaft hinabgerissen. Deshalb sollten wir uns vor allem darauf konzentrieren, dass Finanzsystem zu reformieren. Wir brauchen mehr Regulierung.

Zum Interview bei zeit.de ..hier


Ökonom Stephan Schulmeister:
Die Ergebnisse des Euro-Gipfels sind überraschend. Für ihn sind sie ein erster Sieg über die Finanzmärkte, die Eurozone werde zur Wirtschaftsregierung.

TAZ: Die Profiteure stehen nach dem Euro-Gipfel jedenfalls fest. Es sind die Banken und Versicherungen. Sie müssen sich an den Kosten kaum beteiligen.

Schulmeister: Die Beteiligung der Gläubiger ist tatsächlich nur fürs Schaufenster. Da wird nicht viel rauskommen, was ich aber ganz gut finde. Die Trader erwischt man doch sowieso nicht. Die Deutsche Bank hat kaum noch griechische Staatsanleihen, hat aber mit dem Handel der entsprechenden Derivate bestens verdient. Mit einer Gläubigerbeteiligung trifft man nur die Unglücksraben, die weniger Schlauen. Das sind Opferrituale für den Boulevard: Du musst auch deine Strafe kriegen.

Zum Interview bei taz.de ..hier


[Quelle: nds]  


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