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10.10.2011 23:55
Unfassbare Naivität: Michael Hüther freut sich, dass
die mutmaßlichen Schwächen der Volkswirtschaften
durch die Spekulation aufgedeckt werden.

Münchner Runde - In der Münchner Runde hat der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Michael Hüther naive Vorstellungen von unserem Wirtschaftssystem zum Besten gegeben und somit Einblicke in eine neoliberale Gedankenwelt ermöglicht, in der die Belange der normalen Bürger keine Rolle mehr spielen.  JWD


Überlegungen in Bezug auf Verteilungsgerechtigkeit und soziale Verantwortung kommen im Denken der Marktgläubigen nicht vor. Das in fast allen Bereichen versagende Finanzsystem steht nicht zur Disposition. Im Gegenteil, der Wirtschaftswissenschaftler Hüther freut sich sogar darüber, dass durch die Spekulation, wie er glaubt, Schwachstellen im Wirtschaftsystem endlich aufgedeckt werden. Für einen solch kranken Geist spielt es offensichtlich keine Rolle, in welchem Ausmaß dabei wirtschaftliche Zerstörung und damit die Vernichtung der Existenzgrundlagen von vielen Millionen Menschen von statten geht.

Völlig an den Tatsachen vorbei argumentiert er, Schuld seien die Staaten, die sich zu hoch verschuldet hätten. Die Spekulation würde nur diese Schwächen aufdecken. - Wenn es einen inneren Wert des Raubtierkapitalismus sein soll, wenn Finanzterroristen und Zockern die Möglichkeit gegeben wird Staaten zerstörerisch gegeneinander auszuspielen um Schwachpunkte herauszufinden, könnte man analog dazu auch sagen, wir brauchen weltweit mehr Atomkraftwerke, damit wir die Sicherheitstechnik weiter entwickeln können. Atomkraftwerke zum Selbstzweck; einfach nur verrückt!!

Hüther blendet vollkommen aus, dass dieses Finanzsystem seit seiner Entfesselung vor 30 Jahren für die Mehrheit der Menschen nur Unheil gebracht, die Lebensqualität permanent senkt, sowie die Verschuldungen der Staaten erst in die Höhe getrieben hat. Es gibt keinen einzigen Grund warum man diesem spekulationsgetriebenem Kasinokapitalismus etwas erhaltenswertes zuschreiben sollte.

Welchen Wert soll es denn haben, wenn man wegen einer möglichen Schachstelle eine ganze Volkswirtschaft in den Ruin spekuliert. Es widerspricht jeder Vernunft. Ginge es darum etwas zu verbessern, würde man es nicht mutwillig gegen die Wand fahren, sondern man würde mit Hilfsmaßnahmen behutsam gegensteuern und das Maß kreativer Zerstörung keinesfalls überschreiten wollen.

Die ganzen Spinnereien von der unsichtbaren Hand des Marktes, der sich selbst reguliert, sind längst widerlegt und waren selbst von den Protagonisten vor 30 Jahren nie geglaubt worden [Sir Alan Butt ..hier]. Es ging damals wie heute einzig darum, den Sozialstaat zu zerschlagen, die Löhne der kleinen Leute weiter zu senken und die Profite der Multimillionäre noch mehr zu steigern. Aber dieses Spiel hat logischerweise seine Grenzen. Irgendwann merkt auch der Dümmste, dass  es so nicht weiter gehen kann. 'Wir sind 99%' ist Ausdruck dessen.

Ein weiteres immer wieder vorgetragenes Schwachsinnsargument, wonach wir heute die Zukunft unserer Kinder verspielen würden und daran die Staatverschuldung wegen zu hoher Soziallasten schuld sei, ist geradezu zu ein Aberwitz. Es ist ja gerade die von Hüther nebst Konsorten vertretene marktradikale, monetäre Angebotpolitik, die vorhandene reale Wirtschaftsstrukturen samt den erschaffenen Werten in riesigem Ausmaß zerstört, zur Monopolbildung nebst Finanzblasen führt und die Schulden der Staaten durch Rettungsaktionen explodieren lässt.

Das Gemeinwohl kommt in dieser Denke nicht mehr vor. Diese Politik führt zur rasanten Verarmung des größeren Teils der Bevölkerung. Das ist Zerstörung der Zukunftsperspektiven künftiger Generationen pur. Welch eine Verlogenheit, oder welch ein Realitätsverlust, wenn man das heutige Übel an den paar sozialen Errungenschaften die vor 30 Jahren Erstritten wurden fest machen will? Übrigens sind die Profiteure von Hüthers liberalisiertem Wirtschaftskonzept gleichzeitig die Geldgeber und Gläubiger der ausgemachten Schuldenstaaten. Wieso sollte die Zukunft der Günstlinge des Systems durch Schulden gefährdet sein?

Die heutige Miesere ist einzig das Resultat einer im Sinne der Allgemeinheit unsinnigen, Partikularinteressen dienenden Wirtschaftspolitik a la Hüther. Menschen werden zu Spekulationsobjekten in einer von allen traditionellen Wertvorstellungen losgelösten, pervertierten Profitmaximierungs- Ideologie einer überwiegend unrealen, teils virtuellen Welt. Wenn es einen Teufel geben würde, wäre er neokonservativ.


Link zum Video 'Münchner Runde' vom 04.10.2011  ..hier

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