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03.11.2011 16:55
Eurokrise: Denk ich an Europa in der Nacht…
Merkel* und Sarkozy* drohen den Griechen mit dem Ausschluss aus der Eurozone, die Medien schreiben das angekündigte Referendum zu einer Entscheidung über die Zukunft Europas hoch und in der Öffentlichkeit wird Griechenland einmal mehr als der Sündenbock verurteilt. Geht es denn bitteschön nicht etwas kleiner und leiser? [Quelle:nds.de]  JWD


Der gewaltige Lärm aus Nizza übertönt dabei nur die eigene Phantasie- und Ratlosigkeit. Solange Europa keine konstruktiven Vorschläge zur Krisenbewältigung macht und weiterhin Merkels Dogma von einer „marktkonformen Demokratie“ folgt, droht der echten Demokratie ein irreparabler Schaden.

Zum Artikel von Jens Berger bei nds.de ..hier

*) Die beiden Regierungschefs verbindet eine gemeinsame CIA- Vergangenheit. Sarkozy ..hier und Merkel ..hier  [beruht auf der Recherche des Réseau Voltaire Webportals ..hier, erschienen bei Zeit-Fragen.ch]


Wie wenig die derzeitige europäische Wirtschaftspolitik mit wirklichen Problemlösungen in der Währungsunion zu tun hat, lässt sich auch den vielen Stellungnahmen und der durchklingenden Resignation von Paul Krugmann erkennen (zur Person ..hier). Der US- Professor für Volkswirtschaftslehre und Verfechter des 'Freien Marktes' steht sicherlich nicht in Verdacht das Finanzsystem gänzlich abschaffen zu wollen. Nachfolgend die Übersetzung einer aktuellen Veröffentlichung:

Eurodämmerung

Die Dinge fallen auseinander in Europa; das Zentrum hält nicht. Papandreou will eine Volksabstimmung; das Volk wird mit „nein“ stimmen. 10jährige italienische Staatsanleihen notieren jetzt bei 6.29; das ist ein Niveau, bei dem das Überrollen der bestehenden Schulden eine Zahlungseinstellung erzwingen wird, auch wenn Italien einen Primärüberschuss hat (Haushaltsüberschuss vor Zinszahlungen). Und da gleichzeitig von allen Seiten auf Sparpolitik gedrängt wird, erscheint eine Rezession praktisch sicher, die sämtliche Probleme des Kontinents noch verschärfen wird.

Ich habe dieses Fiasko einige Jahre lang kommentiert („I’ve been charting this trainwreck for a couple of years”) und fühle mich zu müde, das jetzt nochmal nachzuzeichnen. Sagen wir einfach, der Euro an sich war bereits eine Idee voller Mängel. Er kann allenfalls auf der Grundlage einer starken europäischen Wirtschaft funktionieren, mit einer signifikanten Inflationsrate und mit unbegrenztem Kredit für Staaten, die sich spekulativen Angriffen ausgesetzt sehen. Doch die europäischen Eliten machten sich eine Vorstellung von Ökonomie als einer Moralangelegenheit zu eigen, propagierten durchgängig Sparpolitik, verknappten das Geld trotz niedriger Kerninflation und waren zu sehr mit der Bestrafung von Sündern beschäftigt, um wahrzunehmen, dass ohne einen effektiven Kreditgeber letzter Instanz („lender of last resort“) alles auseinanderbricht.

Im Moment versuche ich die Frage zu beantworten, wie der letzte Akt ablaufen wird. Vermutlich werden stark ansteigende Zinsen auf italienische Anleihen zu einem gigantischen Bank Run führen, infolge der Furcht, die italienischen Banken könnten bei einer Zahlungseinstellung des Staates ebenfalls zahlungsunfähig werden, und wegen der Befürchtung, dass Italien am Ende den Euro verlässt. Das führt dann zu Bankschließungen, und wenn das passiert, zu der Entscheidung, den Euro fallenzulassen und eine neue Lira zu installieren. Nächster Halt: Frankreich.

Das klingt alles apokalyptisch und unwirklich. Aber wie soll sich diese Situation auflösen? Der einzige Weg, den ich sehe, um eine solche Entwicklung zu vermeiden, würde beinhalten, dass die EZB sich grundlegend ändert, und zwar schnell.

Unabhängig davon, Herr Draghi, gefällt Ihnen Ihr neuer Job?

[Quelle: denkraum.wordpress.com]


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