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13.01.2012 14:15
Vom Ammenmärchen der unsichtbaren Hand und den Selbstheilungskräften des Marktes
Wohlfahrt - Es war einmal vor über 30 Jahren, als die Menschen in den führenden Industriestaaten fast keine Armut mehr kannten. Die Reichen waren reich, mussten aber die Arbeit der Armen angemessen entlohnen. Denn die Armen hatten sich solidarisiert und einen gerechten Anteil vom Profit gefordert. Das schmeckte den reichen Reichen gar nicht und brachten deshalb zunächst in England eine Märchentante Namens Margaret an die Macht.  JWD

Diese, die Frau eines reichen Unternehmers, erzählte zusammen mit ihren Helfern ununterbrochen das Märchen von der neoklassischen Ökonomie, - wonach der freie Markt alles wie von selbst regeln würde und nach einiger Zeit alles noch besser werden würde. Dazu müsse man nur alle Sozialgesetze abschaffen, die die Armen schützen wollen, den sonst könnten sich die Selbstheilungskräfte des Marktes nicht entfalten und die unsichtbare Hand könne nicht wirken.

Mit kräftiger Unterstützung der Reichen und deren Massenmedien war diese Botschaft so erfolgreich, dass viele Menschen die Lügengeschichte glaubten, wonach der Wohlstand für Alle noch größer werden würde. Die Armen vergaßen was sie stark gemacht hatte, halfen sich nicht mehr gegenseitig und konkurrierten gegeneinander und verkauften sich und ihre Arbeitskraft immer billiger.

Es geschah genau jenes, was die Märchentante mit ihren Lügen erreichen wollte. Die Armen wurden wieder ärmer, viele bettelarm und die reichen Reichen wurden noch reicher. Die Betrogenen konnten sich mit der Zeit an die Zusammenhänge und wie es früher war nicht mehr erinnern. Denn es war ja schon lange zurück und an jedem Tag wurde die Lügengeschichte in allen Massenmedien immer wieder wiederholt oder in einer geänderten Version  neu erzählt. Sogar in den Schulen musste die Lügengeschichte verbreitet werden. So wurde die Lüge zur Wahrheit.

Und weil es mit der Märchentante in England schon zu Anfang so wunderbar geklappt hatte, wurde des gleiche Spiel im Wunderland America mit einem Märchenonkel, der schauspielerisch schon vorgebildet war, noch einmal wiederholt. Auch dort fielen die Menschen auf Onkel Ronald herein. Die ganze westliche Welt kam in eine Hysterie und alle wollten gierig von der unsichtbaren Hand des Marktes und seinen Selbstheilungskräften profitieren.

Bis die Ersten merkten, dass sie hinters Licht geführt worden waren, war es schon fast zu spät. Die Armen hatten keine Vertreter mehr die sich für sie einsetzten. Die Reichen kauften mit einem Teil des vielen Geldes, welches sie den endsolidarisierten Armen mühelos abgenommen hatten, alle wichtigen Politiker und ließen die Gesetze zu ihren Gunsten verändern.

Die öffentliche Meinung konnte jetzt fast beliebig gestaltet werden, denn auch bei den Meinungsmachern wurde investiert und konzentriert. Was ein Leithammel vormachte, machten die anderen nach. Auch die meisten Deutschen merkten nicht, welchen falschen Pharisäern sie huldigten. Das einstige Wirtschaftswunderland, wurde zum Land mit dem größten Niedriglohnsektor in Europa, und man war sogar noch stolz drauf. Die Regierungen wollten nicht mehr verstehen, dass sie mit ihrer Politik die Armen der Partnerstaaten und letztlich alle Armen, auch die Eigenen, immer mehr ruinierten.

Und wenn es sich nicht geändert hat, dann ist es heute noch so.

Die Moral von der Geschicht: Würde die dumme Henne keine Eier legen, müsste sie nicht in einer Legebatterie verrecken. Selbst schuld?


Nach dieser emotionalen Entgleisung zu etwas Wissenschaftlichem.

STUTTGARTER ZEITUNG, Samstag, 3. Dezember 2011 | Nr. 280
Die unsichtbare Hand hilft uns nicht weiter

Ein sehr informativer Bericht von Holger Rogall über die neoklassische Wirtschaftstheorie, ihre imaginären Grundannahmen vom Homo oeconomicus  und notwendiger Reformen um heutigen Zielsetzungen gerecht zu werden.


Link zum Zeitungsbericht der Stuttgarter Zeitung  ..hier

Link zu einem Kommentar von Orlando Pascheit in den Nachdenkseiten zum Artikel  ..hier

 
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