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25.02.2012 03:00
»Keine Macht den Doofen«
Michael Schmidt Salomon -  hat eine lesenswerte Streitschrift - Keine Macht den Doofen - veröffentlicht. Es gibt kaum einen Autor, mit dem ich in so vielen Dingen konform gehe wie mit MSS. Allerdings ist zumindest eine Passage in seiner Schrift nicht hinnehmbar.  JWD


[Auszug]: "Fakt ist: Wäre der Staat nicht mit milliardenschweren Konjunkturprogrammen, Subventionen, einem ausuferndem Sozialsystem sowie kolossalen Banken- und Staatenrettungsschirmen in die Bresche gesprungen, wären die Finanzmärkte aufgrund ihrer realwirtschaftlichen Absurdität längst schon kollabiert. Radikal-liberale und linke Ökonomen sind also gar nicht so weit voneinander entfernt, wie man meinen könnte. Der Unterschied zwischen ihnen besteht darin, dass die einen die Irrationalität des Staates kritisieren, der den Markt sabotiert, und die anderen die Irrationalität der Märkte, die den Staat ausbluten lassen. Faktisch jedoch sind beide Irrationalismen systemisch miteinander verbunden: Ohne die Irrationalität der Märkte würde sich der Staat nicht so irrational verhalten – und umgekehrt! Wer zwanghaft an alten ideologischen Denkschablonen festhält („links“ versus „liberal“), wird diesen systemischen Zusammenhang niemals begreifen können." [Ende Auszug]

Das hört sich nach ziemlichem Schwachsinn an. Die milliardenschweren Konjunkturprogramme und Subventionen stützen primär die Realwirtschaft und nicht den Finanzmarkt. Gleiches gilt für die Sozialsysteme. Dass auch mit diesen Rücklagen gezockt wird ist ein anderer Skandal. Auch diese Mittel fliesen letztendlich in den realen Wirtschaftskreislauf ein. In wie fern die Sozialsysteme ausgeufert sein sollen, wie hier unterstellt, ist wirklich nicht nachvollziehbar. Genau das Gegenteil ist der Fall. Bei der Bankenrettung und den so genannten Staatenrettungsschirmen sind die Verhältnisse völlig anders, denn hier wird der Realwirtschaft zu Gunsten des Finanzmarktes Geld entzogen und die Finanzspekulation zusätzlich angeheizt.

Den konstruierten, angeblichen, systemischen Zusammenhang von Ratikalliberalen und linken Ökonomen ist eine irrationale Fiktion, die durch Gleichsetzung von Birnen und Äpfeln zu stand kommt. Irrational ist allein die neoliberale Wirtschaftsphilosophie der Radikalliberalen, die am längst widerlegten Dogma der Selbstheilungskräfte des 'Freien Marktes' klammern, obwohl schon relativ einfache Überlegungen die Absurdität des vorausgesetzten immer rational handelnden 'Homo Ökonomikus' offen legen.

Und gerade dieses Manko im monetaristischen Denkansatz liefert den Beweis, wie richtig und wichtig das keynesianische Wirtschaftsmodell ist, in welchem die aufkommenden systemimmanenten Asymmetrien (Konjunkturschwankungen) durch antizyklisches Gegensteuern des Staates ausbalanciert werden. Das hat mit zwanghaftem Festhalten an alten Denkstrukturen oder mit Ideologie nichts zu tun. Einzig die Konzentration wirtschaftlicher Macht, einhergehend mit der Aushöhlung demokratischer Institutionen, führt zu dem scheinbar irrationalen verhalten der Märkte und Staaten.

Scheinbar irrational deshalb, weil die sowohl Märkte als auch Staaten manipulierenden, wirkmächtigen Akteure, gleichzeitig auch die Profiteure dieser herbeigeführten, für die Allgemeinheit widersinnigen, wirtschaftspolitischen Verhältnisse sind. Für diese Nutznießer, deren Maxime sich einzig im kurzfristigen Profit manifestiert, sind diese Bedingungen angestrebt und deshalb nicht irrational.

Wenn jetzt jemand eine Verschwörungstheorie in dieser Feststellung erkennen sollte, dann liegt höchst wahrscheinlich ein Fall von individueller Dummheit (Naivität) vor, die dann möglicherweise durch Schwarmdummheit ihre Bestätigung findet.


Link zur Webseite zur Streitschrift 'keine-macht-den-doofen.de'  ..hier

 
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