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12.03.2012 23:50
Austritte aus dem Euro als rationale Strategie: müssen schwache Länder die Zwangsjacke des Euro ablegen?
Austritte aus dem Euro: Analytiker denken über Massnahmen für ein Ende der europäischen Schuldenkrise nach. Der neue Tender der Europäischen Zentralbank hat die Märkte beruhigt. Doch für ein Ende der Krise der Euro-Zone müssen schwache Länder die Zwangsjacke des Euro ablegen. [Quelle: nzz.ch]  JWD


[Auszug]: [..] Die strukturellen Ungleichgewichte, die sich zwischen den peripheren Ländern und den Kernländern der Euro-Zone entwickelt haben, sind auf Dauer nicht tragbar und stellen das wahre Problem der Region dar. Die realen effektiven Wechselkurse zwischen den Kernländern und der Peripherie sind seit Beginn der Währungsunion auseinander gelaufen, und die Verschuldung hat in einer Reihe von Ländern ein nicht mehr finanzierbares Ausmaß erreicht.

In dieser Situation seien geordnete Zahlungsausfälle mit umfassender Schuldenrestrukturierung und ergänzt durch (temporäre) Austritte aus dem Euro und anschließenden Abwertungen nicht nur unvermeidbar, sondern wünschenswert, betont in einer Studie Variant Perception, eine unabhängige Firma für Finanzanalysen. Nur auf diese Weise kämen schwache Staaten wieder in Besitz des zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit wichtigen Instruments der Wechselkurspolitik. Auch andere Analytiker, wie Leigh Skene und Melissa Kidd von Lombard Street Research, sind der Ansicht, dass es für schwache Länder nur eine Lösung gibt: Zahlungsausfall, Schuldenrestrukturierung, Austritt aus der Euro-Zone und Abwertung. Und sie fügen hinzu, dass auch das Überleben der Euro-Zone nur auf diese Weise gesichert werden könne. [..] [Auszug Ende]

Link zum vollständigen Artikel vom 05.03.2012 bei nnz.ch  ..hier


Nachbetrachtung: Die Idee einer weichen Eurozone oder zurück zu den nationalen Währungen für die strukturschwächeren Länder wird seit einiger Zeit verstärkt diskutiert. Ob sie wirklich eine gute und zukunftsorientierte Lösung darstellt darf bezweifelt werden. Wenn man eine starken Euro will und eine starke europäische Wirtschaftsgemeinschaft anstrebt, würde ein Austrittszenario kontraproduktiv wirken.

Den Überschusssündern würden nicht nur Märkte bei den Ausstiegsländern wegbrechen, sondern auch bei den außereuropäischen Handelspartnern, die verstärkt bei den durch Abwertungen dann günstigeren Europartnern kaufen würden. In sofern ginge der Schuss nach hinten los. Der wegen Lohndumping bei uns unterentwickelte Binnenmarkt würde sich rächen, denn gegen die Niedriglöhne in Fernost sind wir chancenlos. Unser Lohnniveau ist 20 mal höher als in China. Die Rechnung mit ständigem Außenhandelüberschuss geht einfach nicht auf. Auch wenn alle Länder aus der Währungsunion austreten würden, wären unsere Probleme nicht gelöst.

Die neoliberale Irrsinnspolitik muss einfach ein Ende finden. Die Angebotspolitik ist gescheitert. Heiner Flassbeck [..hier] und Andere zeigen Lösungswege für ein gemeinsames Europa auf. Der schwäbischen Hausfrau muss endlich das Steuer aus der Hand genommen werden. Mit Makroökonomie kann Europa, mit seiner großen realen Wirtschaftskraft, eine starke, eine stückweit autarke Einheit werden, die nicht Spielball der Finanzmärkte ist. Mit einer reinen, kurzsichtigen Sharholder- Value- Politik ist dass allerdings nicht zu machen.

 
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