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18.03.2012 16:50
Acht Millionen Geringverdiener in Deutschland
Duisburg/Essen - Das Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen untersucht regelmäßig den Niedriglohnsektor in Deutschland. Der aktuelle Forschungsbericht belegt, dass die Zahl der Beschäftigten, die zu Niedriglöhnen arbeiten, zwischen 1995 und 2010 um mehr als 2,3 Millionen gestiegen ist. [Quelle: Jacob Jung Blog ]  JWD


Im eklatanten Gegensatz hierzu steht die Entwicklung der Gehälter der deutschen DAX-Vorstandsvorsitzenden. Diese sind alleine zwischen 2010 und 2011 um 14 Prozent gestiegen und betragen im Durchschnitt 5,5 Millionen Euro pro Jahr.

Niedriglohnbeschäftigung 2010
Die Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation kommt zu dem Schluss, dass im Jahr 2010 insgesamt 23,1 Prozent der Beschäftigten für einen Niedriglohn von weniger als 9,15 Euro brutto pro Stunde gearbeitet haben. Dies entspricht knapp acht Millionen Menschen in Deutschland. Im Durchschnitt lagen ihre Einkünfte in den alten Bundesländern bei 6,68 Euro pro Stunde und in den neuen Bundesländern bei 6,52 Euro pro Stunde.

Knapp die Hälfte der zu Niedriglöhnen Beschäftigten, ist dabei in Vollzeit tätig. Fast 800.000 Vollzeit-Beschäftigte erhalten einen monatlichen Brutto-Lohn von weniger als 1.000 Euro. Mehr als vier Millionen Beschäftigte erhalten für ihre Arbeit weniger als 7,00 Euro brutto pro Stunde. 1,4 Millionen verdienen weniger als 5,00 Euro pro Stunde.

Zwischen 1995 und 2010 ist die Zahl der Beschäftigten mit Niedriglohn um mehr als 2,3 Millionen gestiegen. Den stärksten Anstieg verzeichnen hierbei die alten Bundesländer. In Westdeutschland ist die Quote der Geringverdiener in den letzten 15 Jahren um 68 Prozent gestiegen. In Ostdeutschland erhöhte sich ihr Anteil im gleichen Zeitraum um drei Prozent.

Die Autoren der Studie, Dr. Claudia Weinkopf und Thorsten Kalina, kommen zu dem Schluss, dass die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns dringend erforderlich ist, um Niedrigstlöhne wirksam zu unterbinden. Bereits von einem Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro würde jeder fünfte Beschäftigte profitieren.

Link zum Originalartikel im Jacob Jung Blog  ..hier
Link zur Studie der Uni Duisbug-Essen  ..hier

Billiglöhne: Was ist uns Arbeit Wert?
Diese Frage stellt Verena Schmitt-Roschmann in ihrem Artikel vom 16.03.2012 im Wochenmagazin 'Der Freitag' und bezieht sich ebenfalls auf die Veröffentlichung der Universität Duisburg-Essen. Sie schreibt:" [..] Es sind die Pförtner in den Eingangslogen der Glas­paläste, die von morgens sechs bis abends acht den Bankern und Versicherungsmanagern ein wohliges Bewachtsein suggerieren. Es sind die Putzfrauen in deren Büros, die Warenscanner an den Supermarktkassen. Aber es sind auch die Kulturwissenschaftler, die sich im Callcenter verdingen, und die arbeitslosen Ingenieure, die für Zeitarbeitsfirmen schuften. Knapp acht Millionen Menschen in Deutschland erhalten Billiglöhne von weniger als 9,15 Euro, die Hälfte davon sogar weniger als sieben Euro. 1,4 Millionen Arbeitnehmer ackern für weniger als fünf Euro die Stunde.

[..] Es ist ein Massenphänomen, das ganz normale Menschen betrifft, das von heute auf morgen jeden betreffen kann, der wahlweise unter 25 Jahren als zu gering qualifiziert oder über 50 als zu alt aussortiert und für einen auskömmlichen Lohn als zu unproduktiv befunden wird. [..]

Es gibt keinen Markt für diese Jobs
[..] (eine) nicht enden wollende Debatte über den Mindestlohn, den Union und FDP immer weiter hinauszögern. Die Wahrheit ist doch: Es gibt keinen echten Markt für diese Jobs. Niemand würde eine Bezahlung unterhalb des Existenzminimums akzeptieren, wenn nicht das Amt mit Hartz-Sanktionen drohte. Es ist ein künstlich geschaffenes Billig­proletariat ohne Rechte, das für uns Arbeit erledigt, die uns nichts wert ist.

Ist Sicherheit wichtig? Dann bezahlt den Wachmann anständig. [..] Das ist die fundamentale Frage, die auch ein Mindestlohn nicht lösen wird. Auch wenn der den ärmsten der Niedriglöhner zunächst einmal weiter hilft."  [Quelle: Der Freitag]

Link zum vollständigen Artikel bei 'freitag.de'  ..hier


Gehälter der Dax-Vorstände

Ganz anders stellt sich die Entwicklung der Gehälter der Vorstände von DAX-Unternehmen dar. Eine aktuelle Untersuchung der Beratungsfirma Towers Watson hat ermittelt, dass die Einkünfte der Top-Manager alleine zwischen 2010 und 2011, also im Hauptkrisenjahr, um durchschnittlich 14 Prozent gestiegen sind.

Im Durchschnitt verdienten Vorstandsvorsitzende von DAX-Konzernen im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Euro im Jahr. Die höchsten Einkünfte bezog dabei der VW-Chef Martin Winterkorn, dessen Bezüge, einschließlich Altersvorsorge, in 2011 bei insgesamt rund 17,5 Millionen Euro lagen. Dies entspricht übrigens den jährlichen Gesamteinkünften von mehr als 1.250 Beschäftigten im westdeutschen Niedriglohnsektor.

Link zum Artikel im Magazin 'derwesten.de'  ..hier   |  

Hinweis: Im Jacob Jung Blog kann zum Thema kommentiert werden ..hier

 
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