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08.04.2012 16:30
Schatten über Europa?
Geschichte wiederholt sich. Frohe Ostern!

Die spätantike Hochkultur wurde durch das Christentum zerstört. Rolf Bergmeier beschreibt diesen Vorgang überzeugend an Hand wissenschaftlicher Befunde. Unsere Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden. Obwohl diese Vorgänge bereits 1700 Jahre zurück liegen, drängen sich Parallelen  zum aktuellen Zeitgeschehen geradezu auf.   JWD


Seit der Renaissance, (15. und 16. Jahrhundert), wurden die schlimmsten Auswirkungen einer von einem fanatisch verblendeten Christentum verursachten Tristesse und der damit verbundenen Kulturvernichtung*, mittels Aufklärung und Humanismus nach und nach überwunden.

Wie es zu der über 1000 Jahre währenden, vom Christentum ab dem 4. Jahrhundert brutal erzwungenen Zwangschristianisierung mit einer kulturellen Finsternis kommen konnte, kann man teilweise nachvollziehen, wenn man sich heute ansieht, wie der neoliberale Fundamentalismus gegen die Menschlichkeit vorgeht und gesellschaftliche Fortschritte inklusive der sozialen Errungenschaften rückgängig machen will. Auch der dogmatische Neoliberalismus ist ebenso wie das in der Spätantike in verschiedenen Ausprägungen innerhalb elitärer Kreise aufkommende Christentum gleich einem Virus, der infizierte Gesellschaften von innen auffrisst bzw. zerstört*.

Kurzbeschreibung zum Buch von R. Bergmeier:
Beheizte Bäder, kühlende Brunnen, Fischteiche und Gärten – Mitte des vierten Jahrhunderts ist das Leben im Imperium Romanum von beeindruckenden zivilisatorischen Errungenschaften gekennzeichnet. In allen Städten gibt es Schulen, Gymnasien, Bibliotheken, Theater und Schauspiele. Nur hundert Jahre später ist alles vorbei. Die Wasserleitungen verfallen, die öffentlichen Schulen werden geschlossen, die Theater veröden, die meisten Menschen können nicht mehr lesen und schreiben. Wie ist es dazu gekommen? Ist die antike Kultur im „Germanensturm“ untergegangen? Hat die „spätrömische Dekadenz“ den Verfall herbeigeführt? Rolf Bergmeier sieht für den Kulturbruch eine andere, bislang wenig beachtete Ursache: das Christentum. Dessen Weltflucht, Leib- und Bildungsfeindlichkeit zieht eine Reihe von Entwicklungen nach sich, die zum Zusammenbruch von Kunst und Kultur, Bibliotheken und Schulsystem, Wissenschaft und Philosophie führen. [Quelle: amazon.de]

[Auszug aus einer Rezession von John Berger]: [..]Das mutige, zum Teil blendend formulierte, gut lesbare Buch kann als eine Zaesur in der traditionellen Geschichtsschreibung verstanden werden. Belege und Argumente, die der christlichen Kirche die Hauptschuld am Untergang der antiken Kultur zuweisen, sind derart vielfältig, dass man sich fragen muß, wie wissenschaftlich eigentlich noch Wissenschaft ist, wenn Historiker angesichts der Kulturagonie zwischen 400 und 1200 von einer "Höherstufung der Menschheit" sprechen (S. 53), um den Übergang der Antike in das frühe Mittelalter zu kennzeichnen. Das Buch "erhält seine besondere argumentative Durchschlagskraft durch das methodische Mittel des Vergleichs: Zum einen wird die kulturelle und zivilisatorische Leistung der 'heidnischen' Antike mit den Verhältnissen des christlichen Mitteleuropas des 5. bis 12. Jahrhunderts verglichen und zum zweiten wird die neue christliche Kirchenkultur der benachbarten Parallelkultur des islamisch-maurischen Spaniens und der von Damaskus, Alexandria und Bagdad gegenübergestellt" (zit. nach Presse-Interview, hpd Dezember 2011). Der Vergleich ist so ernüchternd, die Bedeutung des Wissenstransfers aus dem islamischen Spanien/Süditalien und aus Byzanz so bedeutsam, dass es sich verbietet, von einer christlichen Kultur Europas zu sprechen. Unbedingt lesenswert.

Es gibt tolle Youtube- Videos über einen Vortrag des Autors Rolf Bergmeier**:





Teil 1 ..hier  | Teil 2 ..hier  |  Teil 3 ..hier  | Teil 4 ..hier  |  Teil 5 ..hier

Link zu einem Artikel über eine Lesung mit Rolf Bergmeier bei hpd.de   ..hier  

Anmerkung: Was für das Christentum gilt, gilt in ähnlicher Form natürlich auch für die meisten anderen und besonders für die monotheistischen, abrahamschen Religionen Judentum, Christentum und Islam.  Im direkten Vergleich mit dem Islam erscheint mir das bei uns heute dominierende, durch Aufklärung weichgespülte Soft-Christentum, als das geringere Übel. Gleichwohl ginge es den Menschen besser, würden sie die religiösen Geiseln überwinden und zu einer rein humanistischen Ethik finden.

Link zur Infoseite des Kirchen- u. Religionskritikers Karlheinz Deschner  ..hier

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Dichter, Denker, Religionskritiker und Naturforscher.

     Wer Wissenschaft und Kunst besitzt,
     Hat auch Religion;
     Wer jene beiden nicht besitzt,
     Der habe Religion.                      (Religion >> frei übersetzt => Rückbindung zu etwas)

Link zu 'dober.de/religionskritik/goethe'  ..hier   [ o.g. Auszug, siehe Zahme Xenien IX.]


*)  Wenn sie glauben sollten, meine Formulierungen seien überzogen, dann sollten sie das Buch lesen um sich vom Gegenteil zu überzeugen

**) M.A. Rolf Bergmeier, Althistoriker und Philosoph (Magister), spezialisiert auf interdisziplinäre Forschung zur Spätantike und Kirchengeschichte


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