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10.05.2012 10:00
Bertelsmann und Springerpresse läuft Amok:
Helle Aufregung bei den neoliberalen Kampf-Hilfstruppen

Finanzkrise - Auf welch mieses Niveau der deutsche Mainstream-Journalismus gesunken ist, kann beispielhaft an der völlig neben der Sache liegenden Berichterstattung von Spiegel- Online, einem so genannten 'Leitmedium' beurteilt werden. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen, Hauptsache es passt in die gewünschte Message. Der Zweck heiligt die Mittel. Mit Journalismus hat das sehr wenig bis nichts zu tun.  JWD


Entsetzen über linken Wahlgewinner, titelt SPON, die Onlineausgabe des bedeutendsten deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Er will das “barbarische Spardiktat” Europas kippen: Sollte der linke Parteichef Alexis Tsipras mit diesem Ziel binnen drei Tagen eine Regierung zustande bekommen, gerät die ganze EU-Krisenpolitik ins Wanken. Deutsche Politiker und die EZB sind besorgt. Die Börsen brechen ein.

Wirtschaftskreise in Athen reagierten alarmiert auf die Äußerungen Tsipras’. Der deutsche Aktienmarkt ging aus Sorge über die Zukunft Griechenlands auf Talfahrt. In Frankfurt ging der Dax mit einem Minus von 1,9 Prozent bei 6444 Punkten aus dem Handel. Auch in den USA gerieten wegen der Angst vor einem Wiederaufflammen der Euro-Schuldenkrise Werte unter Druck, die stark von der Konjunktur abhängig sind.

Politiker in Berlin und Brüssel äußerten sich besorgt, dass Griechenland seine internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen die Schuldenkrise nicht einhalten könnte. “Ich sehe die Entwicklungen in Griechenland mit großer Sorge”, erklärte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP). “Wir rufen jetzt die Verantwortlichen in Griechenland auf, schnell für stabile Verhältnisse zu sorgen und dafür, dass eine Regierung der Vernunft gebildet werden kann.”  [Quelle: Spiegel-Online,  zum Artikel ..hier]


Ein Leser der Nachdenkseiten schreibt wie folgt:
Anmerkung Jürgen Karl: Als NDS-Leser bzw. Freund ist man ja einiges gewohnt. Was aber gegenwärtig auf SPON passiert ist unglaublich. Die neoliberale Journaille läuft Amok. Will man beweisen, dass man die Macht hat jedes demokratische Wahlergebnis ignorieren zu können, und jede demokratische Regierung unter den Willen der Finanzspekulanten zwingen kann? Wie Herr Berger gestern schon angedeutet hat, müssen sich die Schmierer auf SPON fragen lassen welches Demokratieverständniss sie haben.

Die Äußerungen von Teilen der politischen Elite sind aber nicht minder fatal. Das griechische Wahlergebnis ist eine klare Absage an die irrsinnige Sparpolitik der sogennanten Troika. Für die Herrschaften in Berlin und Brüssel spielt das aber offenbar ohne Belang, jede griechische Regierung hat völlig unabhängig von ihrer Legitimation die Auflagen von IWF, EZB und EU-Kommission zu exekutieren. Das Votum einer demokratische Wahl spielt im heutigen Europa keine Rolle mehr. Symptomatisch die Aussage von Außenminister Guido Westerwelle es solle jetzt schnell eine “Regierung der Vernunft” gebildet werden, vulgo eine Regierung, die weiterhin die Interessen der Finanzindustrie gegen das eigene Volk durchsetzt.



Noch ein Hinweis bezüglich seriösen Auftretens. Der Soziologe Pierre Bourdieu schreibt in einer Veröffentlichung von 2005 über die Lehrmeinung der politischen Wissenschaften:
    "..will man seriös wirken, oder ganz einfach vermeiden, altmodisch oder vorsintflutlich zu erscheinen, (man) besser daran tut, von Betriebsführung als von Selbstverwaltung zu sprechen, und dass man sich auf jeden Fall den Anschein der ökonomischen Rationalität geben (d.h. sich deren Sprache zulegen) muss.

    Im engen und kurzsichtigen Ökonomismus der Weltsicht des Internationalen Währungsfonds befangen, der verheerende Schäden in den Nord-Süd-Beziehungen anrichtet (und anrichten wird), versäumen all diese in Sachen Ökonomie Halbgebildeten offenbar, die realen kurz- und vor allem langfristigen Kosten der materiellen und moralischen Misere in Rechnung zu stellen, die die einzig gewisse Folge der ökonomisch legitimierten Realpolitik ist: Delinquenz, Kriminalität, Alkoholismus, Verkehrsunfälle etc."
Ob man uns deshalb täglich zur besten Sendezeit unsere Abhängigkeit von einem imaginären, über Allem stehenden Finanzspekulations-Markt durch Börsenberichterstattung vorgaukelt? SPON bedient sich dieses Mittels und behauptet, letztlich ohne den geringsten Dunst davon zu haben was wirklich die spekulativen Ursachen sind, der DAX sei wegen dem Wahlergebnis in Griechenland um 1,9% Punkte gefallen. Das war am 08.05.2012. Aber warum ist der DAX dann gestern, am 09.05.2012 wieder gestiegen? Na ja, die Finanzgötter sind manchmal launisch.





Vielleicht haben die Kaffeesatzleser doch recht, wenn sie uns erklären, der letzte Millimeter der Kurve wäre der ultimative Beweis für den bevorstehenden, durch Sozialisten ausgelösten Weltuntergang, oder so was ähnliches.


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