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23.03.2013 14:25
Nebelkerze Bundesbank-Studie - Vermögen deutscher Haushalte sind kleiner als in Euro-Krisenländern
Laut einer Studie der Bundesbank liegen die Vermögen deutscher Privathaushalte deutlich unter den Haushaltsvermögen in Krisenländern wie Spanien und Italien. [..] Das mittlere Vermögen deutscher Haushalte belaufe sich auf rund 51.400 Euro netto, teilte die Bundesbank am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. In Italien betrage das Haushaltsvermögen rund 163.900 Euro, in Spanien rund 178.300 Euro. [Quellen: tagesspiegel.de | nds.de]  JWD

Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.*
In Frankreich belaufe sich das Vermögen der Haushalte im Mittel auf 113.500 Euro, erklärte die Bundesbank weiter. Der für Österreich ermittelte Wert liege mit 76.400 Euro näher am deutschen Niveau. In Deutschland selbst falle das mittlere Vermögen im Osten mit 21.400 Euro deutlich geringer aus als im Westen mit 78.900 Euro je Haushalt.

Die Bundesbank berechnete für die Untersuchung die mittleren Vermögen der Haushalte mit dem sogenannten Median. Dabei handelt es sich zwar um einen Mittelwert, der aber auf andere Weise ermittelt wird als der herkömmliche Durchschnittswert, das arithmetische Mittel. Der Median wird dadurch weniger stark durch Ausreißerwerte nach oben und unten verzerrt. Besonders reiche oder arme Haushalte fallen also weniger ins Gewicht.

Für was solche (Falsch-*)Meldungen gut sein sollen, lässt sich einleuchtend aus den Anmerkungen zu diesem Artikel in den NachDenkSeiten folgern*:
    Anmerkung des Lesers T.K.: Interessant wäre hier eine Überprüfung von Methodik, Erfassung sowie der Repräsentativität und Reliabilität der empirischen Studie. Auffällig ist, in wessen Auftrag die Studie durchgeführt wurde und das Erscheinungsdatum im Hinblick auf eine mögliche Verteidigung der aktuellen Zwangsabgabe-Politik gegenüber Zypern (und dessen parlamentarischer Weigerung das Rettungspaket anzunehmen).

    Ergänzende Anmerkung JB: Die Bundesbank verwendet eine Stichprobe von nicht einmal 4.000 Befragten. Das mag für herkömmliche Studien eine repräsentative Datenbasis sein, beim Thema Reichtum, bei dem wenige Zehntausend Superreiche den Durchschnitt massiv verzerren, ist hier jedoch einer Manipulation Tür und Tor geöffnet. Oder glauben Sie, dass z.B. Frau Klatten an einer Befragung teilnimmt? Mit diesem Thema werden wir uns auf den NachDenkSeiten nächste Woche noch ausführlicher auseinandersetzen. [Quelle:nds.de]
Link zum Artikel bei ' nds.de ' ..hier


*

*) in Originaltext nicht enthaltene Einfügungen

**) Falschmeldungen deshalb, weil den Autoren sicherlich der Unterschied zwischen Median und Durchschnittswert (arithmetisches Mittel) bekannt ist. Der Median drückt lediglich aus, dass 50% unter einem bestimmten Wert liegen. Je stärker die Einkommensschere auseinander klafft, je geringer wird der Median, Das Durchschnittseinkommen ist davon nicht betroffen. Geht die Umverteilung so rasant wie zur Zeit weiter, wandert der Median gegen Null, obwohl die Durchschnittseinkommen möglicherweise sogar steigen.


Nachtrag zum Thema:

27.03.2013
Der Blick auf "Private Haushalte und ihre Finanzen" löst die Eurokrise sicher nicht
Die von der Deutschen Bundesbank veröffentlichte Studie "Private Haushalte und ihre Finanzen" hat in der deutschen Presse und im Internet ein erhebliches Interesse auf sich gezogen. Behandelt wird in dieser Studie die Einkommens- und Vermögenslage privater Haushalte in Deutschland und in der Eurozone, einschließlich des Themas, wie groß das Ausmaß der Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen und Vermögen ist.

Ob die Studie, wie es die Deutsche Bundesbank schreibt, eine "bessere Beurteilung der Wirkung der Geldpolitik sowie der Stabilität des Finanzsystems ermöglichen" kann, wäre noch zu hinterfragen. Viel wichtiger ist die Wirkung dieser Studie auf die derzeitige öffentliche Diskussion in Deutschland über die Eurorettung. Je nachdem welche der in der Pressenotiz der Deutschen Bundesbank veröffentlichten Zahlen man näher betrachtet, kann man zu Aussagen gelangen wie z.B. "Der mittlere französische Haushalt ist gut doppelt so reich wie der deutsche, der italienische ist drei Mal so reich und der spanische sogar noch mehr".

Die naheliegende Überlegung eines Lesers dieser Pressenotiz könnte womöglich folgende sein: "Die Spanier sollen ihren Staatshaushalt und ihren Bankensektor schön selbst retten mit ihrem vielen privaten Vermögen und die vergleichsweise armen Deutschen in Ruhe lassen". Gehört es zu den Aufgaben der Deutschen Bundesbank, auf eine solche Weise mehr oder weniger gezielt Stimmung zu machen? Nach meiner Auffassung ganz sicher nicht. [..] [Quelle: flassbeck-economics.de | Stefan Dudey]

Link zum vollständigen Artikel bei ' flassbeck-economics.de '  ..hier


Zweite Stufe der Nebelkerze wird gezündet: Meinungsmacher sprechen in manchen Mainstream-Medien von unglaublichen Fakten!
"Unglaublich" ist durchaus zutreffend. Jedoch nicht die Fakten sind unglaublich, sondern der Unfug der damit behauptet wird. Jens Berger von den NachDenkSeiten hat sich das Gauklerstück etwas genauer angesehen. Dreister wie von manchen so genannten Qualitätsmedien, kann man Sachverhalte kaum verfälschen:


10.04.2013
Arme Deutsche? Wie eine Statistik zur Meinungsmache verbogen wird
Aus Statistiken kann man viele Schlüsse ziehen – richtige wie falsche. Man kann beispielsweise statistisch „belegen“, dass Babys in Wirklichkeit doch vom Storch gebracht werden. Und man kann auch statistisch belegen, dass die Deutschen die „Ärmsten in Euroraum“ sind. Doch nicht alles, was statistisch belegbar ist, ist auch logisch nachvollziehbar. Die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten Notenbank-Statistik, die von einigen Meinungsmachern als „unglaubliche Fakten“ für die Armut Deutschlands interpretiert werden, lassen beispielsweise sehr viele hoch interessante Schlüsse zu. Nur einen Schluss lässt die Statistik nicht zu: Dass die Deutschen die „Ärmsten im Euroraum“ sind.

Ist der durchschnittliche Grieche wirklich doppelt so reich wie der durchschnittliche Deutsche? Wenn man die aktuelle PHF-Studie der Notenbanken der Euroländer nicht korrekt liest, könnte man zu diesem Ergebnis kommen. Tatsächlich hat der Median der griechischen Haushalte ein Vermögen von 102.000 Euro, während der Median der deutschen Haushalte nur über ein Vermögen von 51.000 Euro verfügt. Beim Durchschnitt, bei dem einige wenige extreme Ausreißer den Wert verzerren, sieht es jedoch gänzlich anders aus: Der deutsche Durchschnittshaushalt verfügt laut PHF-Studie über eine Vermögen von 195.000 Euro, während der griechische Durchschnittshaushalt nur über 148.000 Euro verfügt.

Der Teich war im Schnitt einen Meter tief und trotzdem ersoff die Kuh, sagt ein russisches Sprichwort. Da die PHF-Studie auf einer interviewgestützten Umfrage unter rund 3.000 Haushalten pro Land basiert, an der die Befragten freiwillig teilnehmen konnten und ihre Angaben auch nicht weiter überprüft wurden, sollte man sich tunlichst davor hüten, diese Ergebnisse all zu ernst zu nehmen. Welcher reiche Grieche würde einem Interviewer im Auftrag der Notenbank schon freiwillig von seinen schwarzen Konten in der Schweiz berichten? Welcher reiche Deutsche erzählt den Interviewern freiwillig von seiner Liechtensteiner Stiftung oder seinem Trust auf den Caymans? [..] [Quelle: nds.de]

Link zum vollständigen Artikel bei ' nds.de ' ..hier

 
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