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18.04.2013 23:35
Groteskes - Die fabelhafte Welt der Deutschen Bundesbank
In ihrem Monatsbericht Februar 2013 greift die Deutsche Bundesbank öffentlich geäußerte Forderungen auf, die deutschen Löhne für eine Belebung der Binnennachfrage und eine Reduktion der Außenhandelsungleichgewichte deutlich anzuheben. Sie stellt diesen Forderungen die Ergebnisse einer Simulationsstudie entgegen, die darauf hinauslaufen, "dass eine von außen auferlegte Anhebung des Lohnniveaus eine Verteuerung des Produktionsfaktors Arbeit darstellt, die primär zu einem Abbau von Beschäftigung führt". [Quelle: flassbeck-economics.de/ Friederike Spiecker]  JWD

"In der Konsequenz werden die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte nicht gestärkt, sondern geschwächt, der Leistungsbilanzüberschuss steigt noch an, und die Aufgabe der Notenbanken, Preisstabilität zu gewährleisten, wird erschwert."

[..] Schon 2010 bediente sich die Bundesbank dieses Simulationsansatzes, um die positiven Wirkungen der deutschen Lohnmoderation auf die Binnenwirtschaft und ihre Unbedenklichkeit hinsichtlich der Leistungsbilanzungleichgewichte - "der (nominale) Leistungsbilanzsaldo sinkt (sic!) langfristig gegenüber der Basislinie etwas", S. 37 Monatsbericht Juli 2010 - nachzuweisen. Auch der Sachverständigenrat stützte seine gleich lautenden Ansichten im Jahresgutachten 2010/2011 (Ziffer 195) auf dasselbe Modell.

Dass sich die Deutsche Bundesbank aber auch im Jahr 2013, d.h. im Jahr 12 deutscher Leistungsbilanzüberschüsse und im Jahr 10 deutscher Leistungsbilanzüberschüsse oberhalb von 4% des deutschen Bruttoinlandsprodukts, immer noch auf dieses Modell bezieht, ist doch bemerkenswert. Denn wer würde sich nicht erinnern, dass der frühere Vizepräsident der EZB Lucas Papademos schon vor dem Ausbruch der Finanzkrise, nämlich im Jahr 2007, ebenso der frühere Präsident Jean-Claude Trichet z.B. 2010 und der heutige Präsident Mario Draghi erst kürzlich wieder die starke Lohnentwicklung in südeuropäischen Ländern für deren Leistungsbilanzdefizite verantwortlich gemacht haben, also vom Gegenteil dessen überzeugt sind, was die Deutsche Bundesbank behauptet?

[..] Wenn nun Deutschland seine Nominallöhne um 2 Prozentpunkte mehr anhebt, als seine Produktivität steigt, dann soll das laut der besagten Studie die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse auf Dauer steigern. Wie kann das sein? Wieso ist dann diese Vorhersage des Modells im umgekehrten Fall in den letzten zehn Jahren in Südeuropa und Frankreich nicht eingetreten? Diese Länder müssten dann ja wenigstens ausgeglichene Leistungsbilanzen zustande gebracht haben, wenn schon nicht beträchtliche Überschüsse. Denn deren Nominallöhne sind tatsächlich stärker gestiegen als ihre Produktivität, in Frankreich ziemlich genau um 2%, in den anderen Ländern noch deutlich mehr.

Zugegeben: Modelle sind nur Modelle und können die Realität nie exakt abbilden und die Zukunft meist nur sehr dürftig vorhersagen. Aber wenn ihre "Parameter jeweils anhand der historischen Daten der Volkswirtschaften geschätzt worden sind" (S.35 Monatsbericht Juli 2010), dann sollten sie wenigstens mit der Erklärung der Vergangenheit nicht in fundamentalen Widerspruch geraten. Das ist hier aber ganz offensichtlich der Fall: Wer behauptet, Lohnmoderation führe zu Leistungsbilanzdefiziten und kräftige Lohnsteigerungen zu Leistungsbilanzüberschüssen, der hat ein Jahrzehnt Leistungsbilanzsalden in der Europäischen Währungsunion empirisch gegen sich. Und wer sagt, dass kräftige Lohnsteigerungen unmittelbar zu Entlassungen führen, wohingegen Lohnmoderation unmittelbar Beschäftigung nach sich zöge, der hat ein Jahrzehnt Arbeitsmarktdaten der EWU gegen sich.

[..] Aus dem Staunen über die fabelhafte Welt der Bundesbank kommt man aber gar nicht mehr heraus, je länger man diese "Studie" auf sich wirken lässt. [..]

Weiterlesen im vollständigen Originaltext bei ' flassbeck-economics.de ' ..hier


 
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