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04.12.2013 12:35
Willy Brandt, die Lichtgestalt der bundesdeutschen Geschichte
Wenn es einen deutschen Politiker von hohem Rang gab, der sein Leben in den Dienst durchschnittlich privilegierter Menschen gestellt hat, der eine klassenlose Gesellschaft verwirklichen wollte, dann war es Willy Brandt. Während seiner Kanzlerschaft gab es die einzige, leider viel zu kurze Blütezeit in unserer jungen, demokratisch sein wollenden Republik. Die Konservativen waren geschockt, denn die Mächtigen mussten fürchten, dass Volk würde über die staatlichen Institutionen und über die von Brandt eingeführte betriebliche Mitbestimmung, tatsächlich ein Wörtchen mitreden können. Genau dies galt es zu unterbinden. Die neoliberalen Kanalarbeiter wurden auf breiter Front aktiv. JWD

Der von Brandts Politik maßgeblich beeinflusste Zeitgeist beinhaltete Gerechtigkeit, Gewaltfreiheit, Gleichheit und Demokratie. In unserem heutigen, weitgehend entsolidarisiertem, egoismusgetriebenem Überwachungsstaat, sind diese Werte unter die Räder gekommen. Ich weiß nicht zuletzt deshalb wovon ich rede, weil ich als junger, politisch interessierter Mensch, in einem großen Industriebetrieb diese Zeit etliche Jahre miterlebt habe.

Albrecht Müller, ein langjähriger Weggefährte von Willy Brandt, hat natürlich ein gigantisches Hintergrundwissen, welches dem normalsterblichen nicht zugänglich ist. Auch deshalb werde ich seinem heutigen Aufruf in den NachDenkSeiten entsprechen und sein neues, in wenigen Tagen erscheinendes Buch -"Brandt Aktuell -Treibjagd auf einen Hoffnungsträger"- in einer Buchhandlung nachfragen und auch kaufen.

Nachfolgend der Artikel von Albrecht Müller in den NachDenkSeiten:

04.12.2013 (nds.de)
Zwei Bitten an die Freunde Willy Brandts und an neue Sympathisanten
Nachdem mehrere historische Werke zur Person und zum Niedergang des ehemaligen Bundeskanzlers erschienen sind, in denen frühere Vorurteile wiederholt werden, habe ich mich vor zwei Monaten entschlossen, eine Korrektur dieser geschichtsverfälschenden Darstellungen zu schreiben und zugleich zu erläutern, was wir heute von Brandt lernen könnten. – Ich bin spät gestartet. Deshalb ist das Buch von vielen Buchhandlungen noch nicht ins Sortiment aufgenommen worden. Deshalb die erste Bitte an Sie: Fragen Sie bei Ihrer Buchhandlung nach und machen Sie diese bitte auf die Neuerscheinung zur Treibjagd auf Willy Brandt aufmerksam. Das Buch ist ein sehr gutes Weihnachtsgeschenk für Freunde Willy Brandts, auch zum 100sten am 18.12.. Es wäre schade, die Buchhandlungen hätten es nicht vorrätig.

Die zweite Bitte: Machen Sie Ihre Bekannten auf diese Neuerscheinung aufmerksam. Freunde und Gegner Willy Brandts aus früheren Tagen werden vieles wieder erkennen und manches neu bewerten. „Brandt aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“ erscheint am 10.12. Ich werbe mit gutem Gewissen hier in den NachDenkSeiten für mein Buch, weil es der aufklärenden Linie unserer Arbeit entspricht. Bedenken Sie, dass sich Brandt nicht mehr gegen die üble Nachrede wehren kann. Also machen wir das. Albrecht Müller.

Sie wundern sich vielleicht, dass ich Sie um Unterstützung für ein Werk bitte, dass Sie noch gar nicht kennen können. Deshalb füge ich hier eine PDF Datei [82 KB] von der zusammenfassenden Einführung „Warum dieses Buch“ an. Und außerdem darf ich eine erste Bewertung von Wolfgang Lieb, meines Mitherausgebers der NachDenkSeiten, zitieren. Wolfgang Lieb und ich gehen miteinander notwendigerweise oft so kritisch um wie mit anderen Autoren auch. Deshalb fand ich eine Mail, die er mir vor-vorletzte Nacht schrieb, außerordentlich freundlich, weil vermutlich auch hilfreich für Sie. Ich zitiere:
    Ich habe soeben Dein Buch in einem Rutsch durchgelesen und will Dir ganz spontan sagen, dass ich es großartig, wichtig und erhellend finde.

    Ich habe begriffen, warum es zu den Fehlern Brandts kam, die bei mir damals, trotz aller Unterstützung, eine innere Distanz aufrecht erhielten.

    Ich habe mich wieder in die damalige Zeit hineinversetzen können, besser als in allen zeitgeschichtlichen Büchern.

    Du hast kein Geschichtsbuch geschrieben, aber Du hast einen Beitrag dazu geleistet, dass viele Geschichtslegenden eigentlich nicht mehr aufrecht erhalten werden können.

    Dein Stil ist engagiert und treffend und Deine Botschaften sind ganz wichtig, wieder in Erinnerung gerufen zu werden – Brandt aktuell eben.

    Mein großes Kompliment und herzliche Grüße

    Wolfgang

(Quelle: nds.de ..hier)
Hier noch die bibliografischen Angaben:

Albrecht Müller: „Brandt aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“, 160 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 12,99 Euro, Westend Verlag, 10. Dezember 2013

Andere Bücher zum Thema:
Meine Skepsis gegenüber den geschichtsschreibenden Werken gilt nicht allen 2013 erschienenen Werken. Mit Gewinn gelesen habe ich z.B.:

Peter Brandt: Mit anderen Augen
Egon Bahr: „Das musst Du erzählen“

Und eine Sammlung mit Karikaturen, die ein Freund und früherer Mitarbeiter herausgebracht hat:

Hrsg. Helmut G. Schmidt “Willy Brandt – Man hat sich bemüht” – Eine Hommage an einen großen Deutschen. 200 Karikaturen von 53 internationalen Künstlern begleiten das politische Leben von Willy Brandt (1957 – 1992). 224 S. Hardcover 24.50 € Bestellung gegen Rechnung.

(Quelle: nds.de ..hier)



Anmerkung: Es gibt schon einige Parallelen zu John F. Kennedy. Kennedy wollte nach der Kubakrise im Oktober 1962 und seinem Berlinbesuch im Juni 1963 nicht mehr richtig nach der Pfeife der Wallstreet tanzen. Er wurde Hoffnungs- und Sympathieträger des gemeinen Volkes. Auch Kennedy wird heute, ebenso wie Willy Brandt, von der neoliberalen Journaille subtil, wo es nur geht, mal mehr, mal weniger offensichtlich, negativ dargestellt. JWD


24.11.2013 00:25
Was heißt hier Verschwörungstheorie? (50 Jahre Kennedy-Mord)
Über kaum einen Politiker der Zeitgeschichte wurde mehr geschrieben als über John F. Kennedy, und über kaum einen ungeklärten Mordfall gibt es zahlreichere und widersprüchlichere Hypothesen. „Warum also noch ein Buch?“ – das war meine erste ablehnende Reaktion, als ich gefragt wurde, zum 50. Jahrestag der Ermordung ein Buch zu schreiben. [taz.de] JWD  ..weiterlesen


Nachtrag:

05.12.2013
Wieder nötig
100 Jahre. Willy Brandt hat sich gerne mit den Mächtigen angelegt

Ein Essay von Albrecht Müller im Freitag

Mit Willy Brandt konnte man Pferde stehlen. Im übertragenen Sinne natürlich. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein führender Politiker oder eine führende Politikerin und erfahren vor einer wichtigen Wahl, dass die Kapitalkräftigen des Landes gegen Sie eine Riesenkampagne planen, noch dazu aufgeteilt auf verschiedene Briefkasteninitiativen und anonym und mit bösartigen persönlichen Angriffen. Ich habe Politiker erlebt, die sich mit den Mächtigen aus der Wirtschaft partout nicht anlegen wollten.

Willy Brandt reagierte ganz anders, als im Frühsommer des Jahres 1972 und gut vier Monate vor der entscheidenden Wahl ruchbar wurde, dass CDU und CSU von mächtigen Wirtschaftsgruppen und Medienkonzernen unterstützt werden und diese Unterstützung über anonyme Absender gesteuert werden sollte. Im Wahlkampf griffen knapp 50 anonyme Gruppen mit weit über 100 Werbeanzeigen in die Wahlauseinandersetzung ein. Nach damaligen Berechnungen kostete diese Intervention mindestens 34 Millionen DM.

Diese Millionen kamen auf die Etats der CDU und der CSU obendrauf; vor allem erledigten sie mit übelsten Verleumdungen die Drecksarbeit für die Union. Am Ende hatten die Union und ihre Hilfstruppen viermal so viele Anzeigen geschaltet wie die SPD. Dabei muss man wissen, dass Anzeigen damals noch das Hauptwerbemittel in Wahlkämpfen waren. Fast hoffnungslos verloren Willy Brandt und die SPD wären hoffnungslos verloren gewesen, wenn Willy Brandt nicht dem Vorschlag gefolgt wäre, diese Kampagnen ans Licht zu holen, sie zu einem großen Thema und damit zugleich unschädlich zu machen.

Die baden-württembergische SPD war schon zuvor, also im April 1972, einem Testversuch des Großen Geldes ausgesetzt. Sie hat sich nicht gewehrt und verloren. Am 8. Juli 1972 habe ich Willy Brandt davon unterrichtet, dass wir eine ähnliche Kampagne noch schlimmeren Ausmaßes vor der Bundestagswahl erwarteten. Ich war damals verantwortlich für seinen Wahlkampf und riet ihm, sich das nicht gefallen zu lassen und stattdessen zu kontern. Der allenthalben als Zauderer und Willy Wolke abgewatschte Willy Brandt brauchte ein paar Sekunden, um den Vorschlag positiv zu bescheiden.

Er hat dann in seinen öffentlichen Äußerungen immer wieder von der Intervention des Großen Geldes gesprochen und seine Zuhörer aufgefordert, sich gegen diesen Bruch der demokratischen Regeln zu wehren. Die SPD hat das Thema in nahezu jeder dritten Tageszeitungsanzeige aufgegriffen und dort beispielsweise festgestellt: „Anonyme Millionen fließen für Barzel: Was hat er dafür versprochen?“ Ein eigenes Flugblatt zum „100-Millionen-Ding“ wurde verteilt, mit einer Auflage von mehr als fünf Millionen. Der Klassenkampf von oben war endgültig gekontert, als Willy Brandt in der Elefantenrunde der Parteivorsitzenden im Fernsehen vier Tage vor der Wahl darauf verweisen konnte, dass „heute in der Bild Zeitung allein acht Anzeigen“ dieser anonymen Absender standen. [..] [Quelle: nds.de]

Weiterlesen im Originalartikel (PDF) ..hier


09.12.2013
Albrecht Müller im Gespräch
Die SPD von heute kritisiert Albrecht Müller als angepasst und ängstlich. Bis heute schwärmt er von Willy Brandt, der den Mut hatte, Solidarität als politischen Wert zu vertreten. [Quelle: ndr.de]  JWD

Link zur Audiodatei bei ' ndr.de ' ..hier


 
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