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10.10.2014 12:30
Interview mit Deutschlandradio Kultur:
"Wenn alle sparen, geht es in die Katastrophe"

Der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck gibt der deutschen Regierung und ihrer Sparpolitik die Hauptschuld an der steigenden Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Wer nichts ausgebe, schaffe auch keine Arbeitsplätze, folgert Heiner Flassbeck beim Interview am 8. Oktober 2014 mit der Journalistin Nana Brink. [Quellen: deutschlandradiokultur.de | flassbeck-economics.de] JWD



Quelle: flassbeck-economics.de | veröffentlicht 08.10.2014

Nana Brink: „Die Arbeitslosigkeit grassiert unter jungen Menschen in Südeuropa wie eine schwere Grippeepidemie" – das ist in einer Analyse des bekannten Ökonomen Heiner Flassbeck zu lesen. Bislang ohne Heilung, muss man sagen, denn in einigen EU-Staaten haben mehr als die Hälfte aller Jugendlichen keinen Job oder Ausbildung. Und das Thema steht ganz oben, wenn sich heute in Mailand die Staats- und Regierungschefs zum EU-Beschäftigungsgipfel treffen. Auch die Bundeskanzlerin ist anwesend. Bereits im Frühjahr 2013 wurde ja beschlossen, sechs Milliarden Euro bereitzustellen, um die jungen Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck, dessen Agentur sich ja mit dem Thema beschäftigt hat, war zuletzt Chefvolkswirt bei den Vereinten Nationen und davor Staatssekretär im Finanzministerium. [...]

Brink: Schon wieder ein Gipfel – der dritte zum Thema. Wie macht sich die EU bisher in ihrem Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit?

Flassbeck: Ja, schlecht. Bisher ist nicht sehr viel passiert außer vielen Worten, die gewechselt werden, und diesem Programm, das aber offensichtlich überhaupt nicht greift. Wir haben gerade neue Zahlen gesehen. Weil der Gipfel ja in Italien stattfindet, in Mailand stattfindet, in Italien steigt die Jugendarbeitslosigkeit inzwischen auf über 40 Prozent. Und insofern ist da nichts passiert. Wir müssen dazu zur Kenntnis nehmen, dass sich die wirtschaftliche Lage generell weiter verschlechtert, auch in Deutschland.

Brink: Also heiße Luft. Es sollte ja eine Jugendgarantie umgesetzt werden, heißt, alle Betroffenen sollen in vier Monaten eine Arbeitsstelle bekommen.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist nicht vom Himmel gefallen

Flassbeck: Tja, bisher ist davon nichts zu sehen. Das ist halt nicht so einfach. Politiker können sich nicht einfach hinstellen und beschließen, wir beseitigen jetzt mal die Jugendarbeitslosigkeit. Erst mal ist das eine unglaubliche Herausforderung, und zweitens dauert, selbst wenn man so etwas tut, dauert es eine lange Zeit. Drittens muss man sehr viel Geld in die Hand nehmen, wenn man das wirklich tun will. Sechs Milliarden reichen da für die ganze EU auf keinen Fall. Und viertens muss man an den übrigen Ursachen, an den eigentlichen Ursachen der Jugendarbeitslosigkeit arbeiten, und da passiert gar nichts. Die eigentliche Ursache der Jugendarbeitslosigkeit ist die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Die Jugendarbeitslosigkeit ist ja nicht vom Himmel gefallen oder nicht plötzlich haben sich die Ausbildungssysteme in den Ländern verschlechtert, sondern es ist Folge der extrem schlechten wirtschaftlichen Entwicklung, und hier geht es in den letzten Monaten noch weiter bergab. Das heißt, es spricht alles dafür, dass sich die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen weiter verschärft, und nicht verbessert. [...]

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