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01.05.2016 00:00
WAS spielt Angela Merkel mit der Türkei?
Auf den ersten Blick unterstützt die deutsche Kanzlerin den türkischen Krieg gegen Syrien und subventioniert die Schließung ihrer Grenzen mit der europäischen Union. Aber man versteht nicht, wie sie mit den Konsequenzen der türkischen Militarisierung umgehen will, namentlich was den Ausbau des Terrorismus und die brutale Austreibung von Kurden und Christen betrifft. [Quelle: voltairenet.org]  JWD

Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 30. April 2016

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Quelle: voltairenet.org (verlinkt)

Angela Merkel in Istanbul mit dem türkischen Premierminister Ahmet, am 18. Okt. 2015 am Bosporus-Ufer des Dolmabace Palastes (dessen Bau und Finanzierung seinerzeit das finanzielle Ende des Groß-Osmanischen Reiches einläutete)


Wird das EU-Türkei Abkommen vom 18 März 2016 umgesetzt werden? Offiziell soll die Türkei während zweier Jahre 6 Mrd Euro erhalten und die Gunst des Wegfalls der Visumspflicht innerhalb des Schengen-Raumes genießen, im Austausch gegen die Schließung ihrer Grenze und die Retournierung von Flüchtlingen in ihren Machtbereich, die es dennoch bis in die EU geschafft hätten.

Dieses Abkommen betrifft weder die 1,8 Millionen Migranten, die bereits von der Türkei in die EU eingereist sind, noch die 2,7 Millionen syrischen, in der Türkei geparkten, Flüchtlinge.

Einen Monat nach der Unterschrift, wurden nur 325 Migranten in die Türkei zurückgeschickt und 103 syrische Flüchtlinge ordnungsgemäß in die Europäische Union aufgenommen.

Dafür hat Brüssel sicherlich nicht 6 Mrd. Euro versprochen. Es handelte sich ganz sicher um eine verkappte Kriegs-Finanzierung; eine Finanzierung auf den ausdrücklichen Wunsch Frankreichs und Deutschlands, durch die Europäische Union .

Die Reise Angela Merkels in die Türkei am 23. April zielte, nach Berlin, darauf ab, die Einsetzung des Abkommens in Anwendung zu bringen. Die deutsch-föderale Kanzlerin hat also das Vorzeigelager Nizip-2 besichtigt; das einzige Lager in der Türkei welches korrekt geführt wird und absolut nicht repräsentativ für die erbärmlichen Lebensbedingungen syrischer Flüchtlinge ist.

Dieser eigenartige Besuch, von welchem Journalisten, zu Gunsten der ausschließlich "offiziellen Nachrichtendienste" ausgeschlossen wurden, gestattete es charmante Fotos der Kanzlerin mit gut genährten und heiteren Kindern zu machen; eine Art und Weise zu sagen, ohne es zu sagen, dass die Türkei das Geld der Union nicht benötigt um sich um Flüchtlinge zu kümmern, sondern viel mehr, um den Krieg weiter führen zu können.

Deutschland hat gegen Syrien eine wichtige Rolle gespielt. Es war Deutschland, welches 2005 die Waffe geliefert hat, die den USA und Israel dazu diente, Rafic Hariri zu ermorden. Es war Deutschland, das 20012 in Abu Dhabi die Versammlung der "Freunde Syriens" organisiert hat, im Verlauf derer sich die Kolonialmächte die künftigen syrischen Gaskonzessionen untereinander aufgeteilt haben. ES war erneut Deutschland, das ebenfalls 2012, Jeffrey Feltman die Redaktion des geheimen Planes der totalen und bedingungslosen Kapitulation Syriens unterstützt hat. Und es ist IMMER NOCH DEUTSCHLAND, welches in Genf über Volker Perthes [1], Stellvertreter von Stefan De Mistura, dieses Projekt weiter verfolgt.

Im Lauf dieser Reise nach Gaziantep, hat die föderale Kanzlerin erklärt: "Ich habe (...) erneut verlangt, dass wir Zonen bekommen, wo die Waffenruhe besonders verstärkt werden sollte und wo ein ausreichendes Sicherheitsniveau garantiert werden könne". Für die westlichen Presseagenturen hatte sie also dem türkischen Projekt, "Flugverbotszonen" auf syrischem Territorium, ihre Unterstützung zugestanden. Im Übrigen ist diese Position absolut hohl, denn ihre Anwendung würde dem Votum des Sicherheitsrates unterliegen, in welchem Russland, China und die USA dagegen sind.

Es ist schwierig die deutsche Position zu interpretieren. Auch wenn es klar ist, dass Madame Merkel ihren türkischen Verbündeten zu schonen sucht, um von ihm einen Migrantenstopp zu bekommen und ihm bei der Fortführung seines Krieges gegen das syrische Volk zu helfen, so ist es unmöglich sich vorzustellen, dass sie sich nicht beunruhigt über die Ausweitung seiner terroristischen Aktivitäten [2] in Europa, noch über Ankündigung seiner festen Absicht, 6 (sechs) Millionen Türken ihrer Staatsbürgerschaft zu berauben, was eine neue Migrationswelle provozieren würde.

Autor Thierry Meyssan  |  Übersetzung: Ralf Hesse  |  Quelle: Al-Watan (Syrien)

[1] Zu Volker Perthes, s.a.:«Deutschland und die Uno gegen Syrien», von Thierry Meyssan , sowie: «De Mistura schreibt die 12 Grundsätze der Genfer»

[
2] Anm.d.Übers.: Gemeint ist die allgemein, wohl außer dem BND, bekannte Tatsache, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan nachweislich der Pate des islamistischen Terrors in Mittel-Ost und Europa ist. S.a.: «Türkei reklamiert Blutbad in Brüssel» oder «Die türkische Herrenrasse», «Zweiter Bericht des russischen Geheimdienstes über die aktuelle türkische Unterstützung für Daesh».


Thierry Meyssan: Französischer Intellektueller, Präsident und Gründer des Réseau Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk : L’Effroyable imposture: Tome 2, Manipulations et désinformations (hg. JP Bertand, 2007).

Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons (Lizenz CC BY-NC-ND).

Link zum Originaltext bei ' voltairenet.org ' ..hier

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