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11.08.2013 13:55
Bertelsmann Stiftung - eine neoliberale Tarnorganisation will Ganztagesschulen
Die zum informellen Bildungsministerium mutierte Lobbyorganisation Bertelsmann-Stiftung hat wieder einmal zugeschlagen und eine eher pseudowissenschaftliche Studie finanziert und veröffentlicht, wonach 70% der Eltern ihre Kinder gerne in eine Ganztagesschule schicken würden. Die Lauterkeit dieser bildungsstatistischen Analyse darf bezweifelt werden.  JWD

In den Nachdenkseiten schreibt Wolfgang Lieb als Anmerkung:
    Immer mal wieder gibt die Bertelsmann Stiftung Studien in Auftrag, deren voraussehbaren Ergebnisse, dieser Stiftung das Image des Engagements für bessere Bildung und mehr Chancengleichheit verschaffen sollen. Ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule hört sich gut an und eine staatliche Investitionsoffensive zu fordern, noch besser.

    Dabei ist es doch gerade diese Stiftung, die seit ihrer Gründung die Mission hat, die Steuern zu senken und den Staat zurückzudrängen – auch im Bereich der Schule und der Hochschulen. Ständig fordert sie Kosteneinsparungen und Rationalisierungen auch bei den Bildungseinrichtungen und vor allem privates finanzielles Engagement der Wirtschaft und der Eltern.

    Da eine komplette Privatisierung der Bildungseinrichtungen unrealistisch ist, soll die Bildung funktionell privatisiert werden. Und da bietet natürlich der Bertelsmann Konzern seine Dienstleistungen an, von arvato bis zu elektronischen Lernunterlagen.

    Man kann als sicher voraussetzen, dass die Stiftung kaum eine Initiative startet, hinter der nicht die kommerziellen Interessen des Konzerns stehen.

    Dass der renommierte Bildungsforscher und Professor im Ruhestand, Klaus Klemm, sich für die Zwecke der Stiftung instrumentalisieren lässt, stimmt traurig. Aber so ist es leider wohl, wenn man auf Forschungsmittel von privater Seite angewiesen ist, dann muss man halt mit den Wölfen heulen. [Quelle: nds.de ..hier]
Ein Leserbriefschreiber der Tageszeitung "Die Rheinpfalz" formuliert am 11.08.2013 zum dort veröffentlichten Artikel wie folgt:
    Neoliberal - Vorsicht! Hinter der Bertelsmann-Stiftung stehen neben der Gründerfamilie Mohn viele Wirtschaftsführer und Kapitalfreundliche Politiker. Sie ist eine neoliberale Lobbyorganisation, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft die Interessen der Reichen vertritt. Der von ihr geforderte Rechtsanspruch auf Ganztagesschulen führt dazu, Kinder in eine Betreuungsindustrie abzuschieben, damit Mütter Vollzeit, statt halbtags arbeiten können. Dadurch steigt das Angebot an Arbeitskräften und die Bertelsmann kann die Löhne noch  weiter drücken. [..] [Quelle: Rheinpfalz 11.08.2013 / Christoph Bode, Kaiserslautern]
Ein weiterer Aspekt ist sicher auch der immer stärker forcierte Zugriff privater Organisationen auf den kompletten Bildungsbereich, der bereits im Kindergarten beginnt. Ganztagesschulen ermöglichen natürlich eine intensivere Indoktrination neoliberalen Gedankenguts.

Wie Umfangreich und Wirkungsvoll dies geschieht, wird in einem bereits vor längerer Zeit veröffentlichtem Beitrag deutlich:

14.03.2012
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) verteilt ihre Pamphlete in Kindergärten und Schulen
ZDF.de - In der Sendung WISO vom 12.03.2012 wird sehr informativ berichtet, wie weitgehend Lobbyorganisationen das Bildungssystem unterwandert haben und wie bereits die Jüngsten neoliberal indoktriniert werden.  JWD  ..weiterlesen


Link zur Bertelsmann Studie ..hier  |  Veröffentlichung bei ' spiegel-online ' (PDF) ..hier


Die in der Studie behauptete große Nachfrage nach Ganztagesunterricht wird in Leserbriefen bei "b5-aktuell" als unzutreffend zurückgewiesen:

[..] Was der Kollege sagt, kann ich bestätigen: trotz intensiver Information zur bereitgestellten gebundenen Ganztagsklasse konnte vor drei Jahren im ersten Anlauf gar keine Klasse gebildet werden, im zweiten nur knapp und nach intensiven Elterngesprächen, im dritten, kommenden Jahr auch wieder nur sehr knapp. Die Eltern WOLLEN einfach die Erziehung ihrer Kinder nicht aus der Hand geben!

Die Freiheit, das zu entscheiden, MUSS weiterhin in der Hand derer bleiben, die die Hauptverantwortung für die Erziehung ihrer Kinder nach wie vor tragen: den Eltern!

Die Zahlen der Studie werden also nur politisch ausgeschlachtet, entsprechen nicht unbedingt der Realität an den einzelnen Schulen.
[Quelle: Leserreaktionen b5-aktuell, Lehrerin, Gymnsium, Sonntag, 04.August, 17:30 Uhr]


Passend zum Thema:

12.08.2013
Bildungschancen und Verteilungsgerechtigkeit
Unter diesem Titel haben Kai Eicker-Wolf, Gunter Quaißer und Ulrich Thöne ein interessantes Buch über die „Grundlagen für eine sachgerechte Bildungs- und Finanzpolitik“ herausgegeben. Der Metropolis-Verlag, Marburg, hat uns freundlicherweise die von Ulrich Thöne für die Herausgeber verfasste Einleitung zu diesem neuen Buch zur Verfügung gestellt. [Quelle: nds.de / Wolfgang Lieb]

Weiterlesen bei ' nds.de ' ..hier


 
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